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Informelles politisches Wissen in Netzwerken. Die Rolle der neuen Technologien

Die rasche Verbreitung globaler computerbasierter Netzwerke und die wachsende Digitalisierung des Wissens stellen die hergebrachte Bedeutung von »Wissen« in Frage. Die Effektivität konventioneller Interpretationen dessen, was mit »Wissen« eigentlich gemeint ist, wird auf diese Weise geschwächt, wodurch Besonderheiten der oft als »natürlich« oder »wissenschaftlich« angesehenen Kategorien lesbar werden, mit deren Hilfe formelle Institutionen »ihr« Wissen organisieren.

Die rasche Verbreitung globaler computerbasierter Netzwerke und die wachsende Digitalisierung des Wissens stellen die hergebrachte Bedeutung von »Wissen« in Frage. Die Effektivität konventioneller Interpretationen dessen, was mit »Wissen« eigentlich gemeint ist, wird auf diese Weise geschwächt, wodurch Besonderheiten der oft als »natürlich« oder »wissenschaftlich« angesehenen Kategorien lesbar werden, mit deren Hilfe formelle Institutionen »ihr« Wissen organisieren.

Netzwerktechnologien haben das Potenzial, sowohl die etablierten Kategorien formalisierten Wissens wie auch jene der damit in Verbindung stehenden Wissenspraxen zu öffnen. So können konkrete Wissensbestände hierarchische, institutionalisierte Kontrollen leichter verlassen oder überwinden. Heute haben auch globale Organisationen der Zivilgesellschaft, selbst jene, die arm oder schwach sind, Zugang zu denselben hochentwickelten Datenbeständen, die früher die Domäne der professionellen Wissenseliten waren. Diese Wissensbestände können nun je nach den Kriterien und Bedürfnissen eines deutlich weiteren BenutzerInnenkreises zerlegt und analysiert werden. Wesentliche Bestandteile dieses Wissens können dann durch eine Reihe digitaler Netzwerke fließen, die auf diesem Wege wiederum gestärkt werden.

Aber wie werden Technologien mit einem so enormen distributiven Potential von AkteurInnen, die manchmal sehr verschiedene Ziele vor Augen haben, in der Praxis verwendet? Sie können sowohl zur Demokratisierung als auch für eine stärkere Konzentration der Macht verwendet werden. Die Hochfinanz verwendet das distributive Potenzial dieser Technologien genauso wie Organisationen der Zivilgesellschaft, die die Implikationen von Demokratie und Partizipation umsetzen. Die Besonderheiten jeden Falles erlauben es uns, bestimmte Muster zu identifizieren. Beiden Fällen ist gemeinsam, dass die Logik der UserInnen den technischen Erfolg tatsächlich in vielerlei Weise und in unterschiedlichem Umfang beeinflusst. In der Veränderlichkeit und Streuung der Technologien trägt die Logik der BenutzerInnen so dazu bei, neu festzulegen, was »Wissen« ist, für wen es nützlich ist und wer Zugang dazu hat.

Die Frage des Wissens in digitalen Netzwerken

Einheitliche Wissensbestände, die früher in spezifischen Kategorien und oft in verschlossenen Institutionen verborgen wurden, können heute quer über institutionelle Grenzen hinweg neu verteilt werden. Die digitale Neuverwertung von Wissen unterscheidet sich von traditionellen Mechanismen in Maßstab und Geschwindigkeit und damit auch in ihren Multiplikationseffekten, egal ob es sich um offene oder geschlossene Netzwerke handelt. Als Folge werden zumindest manche Funktionen dieses Wissens informalisiert, da auf diese Weise neue Mischungen entstehen. Darüber hinaus können diese neuen Wissensbestände sich in neu entstehende genauso wie in bereits existierende Bedingungen einspeisen, in politische, wirtschaftliche, technische, kulturelle und subjektive Bedingungen, die gestärkt oder geschwächt werden können, demokratisiert – oder nicht. Das Öffnen etablierter Kategorien und die Informalisierung spezieller Komponenten formellen Wissens können als positiv angesehen werden, zum Beispiel, wenn sie dazu beitragen, Sphären zu demokratisieren, die früher streng hierarchischen Kontrollen unterworfen waren. Diese Prozesse können aber auch negative Aspekte haben. So hat zum Beispiel die Neuverwertung spezieller Finanzregulationen zum so genannten »Schattenbanksystem« geführt, das zwar eigentlich legal ist, aber aufgrund der Schnelligkeit der Transaktionen in miteinander verwobenen Märkten kaum durch herkömmliche Verordnungen kontrolliert werden kann.

Wie werden Technologien mit enormen distributiven Potenzialen genutzt, um einerseits zu demokratisieren oder aber andererseits Macht zu stärken? Eine zugrunde liegende Annahme sind die Wichtigkeit, Diversität und Spezifität sozio-digitaler Formationen und damit die Möglichkeit, ganz neue Arten von Artikulation zwischen Politik und Wissen einzufangen. Eine riesige Fülle an empirischen Fällen kann dazu dienen, diese Themen näher zu betrachten und verschiedene Lesarten herauszuarbeiten, wie diese Artikulation zwischen informalisiertem Wissen und politischen Möglichkeiten seiner Anwendung aussehen kann.

In weiterer Folge sollen zwei Fälle genauer betrachtet werden: elektronische Netzwerke in Finanz und Aktivismus. Beide sind Teil globaler Dynamiken und wurden durch drei Eigenschaften digitaler Netzwerke signifikant geformt: dezentralisierter Zugang, verteilte Ergebnisse, Gleichzeitigkeit und Interkonnektivität, aber mit überraschend verschiedenartigen Resultaten. In einem Fall tragen diese Eigenschaften zu distributiven Ergebnissen und zur verstärkten Teilhabe lokaler Organisationen an globalen Netzwerken bei. Damit helfen sie mit, über Staatsgrenzen hinweg öffentliche Sphären oder Formen von Globalität zu schaffen, die in vielen verschiedenen Auseinandersetzungen und Tätigkeiten auf einem konkreten lokalen Bezug fußen. Im anderen Fall haben genau diese Eigenschaften zu einem höheren Grad von Kontrolle und Konzentration auf dem globalen Kapitalmarkt geführt, obwohl die Macht dieser elektronischen Finanznetzwerke auf einer Art distribuierter Macht basiert, d.h. auf Millionen von weltweit verteilten InvestorInnen und ihren Abermillionen individuellen Entscheidungen.

Auch wenn es zwischen diesen beiden Bereichen enorme Unterschiede gibt, so sind doch beide interaktiv. Zu Analysezwecken unterscheide ich hier zwischen den technologischen Möglichkeiten digitaler Netzwerke und den komplexeren soziodigitalen Formationen, die durch solche interaktiven Domänen geschaffen werden. Äußere Mechanismen, die unter Umständen mit der Technologie an sich wenig zu tun haben, können die Ergebnisse der Netzwerke neu gestalten. Dies ist hinsichtlich des Gebrauchs des distributiven Potenzials dieser Technologien einer der Unterschiede zwischen Hochfinanz und Zivilgesellschaft. Die Neugestaltung durch die sozialen Logiken der BenutzerInnen und der digitalisierten AkteurInnen hat auch Konsequenzen für die politische Praxis, für die Art des Regierens und demokratische Mitbestimmung.

Finanznetzwerke und zivilgesellschaftliche Netzwerke beleuchten auch die Frage, bis zu welchem Grad eine Kombination aus dezentralisiertem Zugang und vielerlei Wahlmöglichkeiten eine Machtverteilung anhand von Skalengesetzen schafft. Inwieweit also Macht verbreitet wird, die auf die soziale Logik der UserInnen keine Rücksicht nimmt. Daher kann es vorkommen, dass zivilgesellschaftliche Organisationen ähnliche Resultate produzieren wie die Hochfinanz, und zwar dann, wenn eine beschränkte Anzahl von Organisationen einen überproportional hohen Anteil von Einfluss, Sichtbarkeit und Ressourcen konzentrieren. Zivilgesellschaftliche Organisationen werden in ein Format gezwängt, das sie daran hindert, neue Technologien auf radikalere Art und Weise zu verwenden. Der Finanzsektor hingegen schafft es, solche konventionellen Formate zu umgehen, wenn sich zwei oder mehr Börsenplätze verbinden und damit eine vernetzte Plattform schaffen, was ihnen erlaubt, die Nutzen von Netzwerktechnologien zu maximieren.

Diesbezüglich ist die Finanz der Zivilgesellschaft in ihrem Gebrauch von Netzwerktechnologien weit voraus, da sie neue Formate speziell für ihre Zwecke erfunden hat: Netzwerkplattformen, die an vielen Orten operieren und auf denen jedes Finanzzentrum als Knoten im Netzwerk aufscheint. Zivilgesellschaftsorganisationen wurden viele Hemmnisse in den Weg geworfen, der zu solchen Netzwerkarrangements führt; sie wurden regelrecht dazu gezwungen, die Form von Aktiengesellschaften statt Netzwerkplattformen anzunehmen. Die Politik, die dieser Entwicklung zugrunde liegt, ist eine weitere Variable, die dazu beiträgt, dass verschiedene soziodigitale Formationen geschaffen werden, selbst wenn diese auf ähnlichen Netzwerktechnologien aufbauen.

Die Beschaffenheit des Internet als dezentrales Netzwerk von Netzwerken ist – soziale Netzwerke mit eingeschlossen – eng verknüpft mit der Vorstellung, dass es von der Staatsgewalt unabhängig sei und die Fähigkeit habe, die Demokratie von unten zu stärken, indem sowohl Marktdynamiken als auch der Zugang durch die Zivilgesellschaft gestärkt würden. Im Kontext vieler partieller und spezifischer Veränderungen, die mit der Globalisierung in Zusammenhang stehen, hat die Digitalisierung einerseits dort zum Erstarken und zum Bedeutungsgewinn subnationaler Einheiten (wie der »Global City«) und supranationaler Einheiten (wie den globalen Märkten) geführt, wo früher die nationale Ebene dominierte. Derartige Maßstabsänderungen entsprechen nicht immer bereits existierenden Formalisierungen staatlicher Autorität. Diese Entwicklungen werfen natürlich Fragen auf, welche regulativen Möglichkeiten die einzelnen Staaten überhaupt haben, und welches Potenzial in Netzwerktechnologien steckt, staatliche Autorität im Sinne des 20. Jahrhunderts zu unterminieren.

Digitale Formationen der Mächtigen und der Machtlosen

Die technischen Merkmale elektronischer interaktiver Domänen erfüllen ihre Nützlichkeit durch komplexe Ökologien, die nicht-technologische Variablen wie das Soziale, das Subjektive und bestimmte Gebrauchskulturen verschiedener AkteurInnen enthalten. Wir können als künstliches Bild verwenden, dass diese Ökologien teilweise durch die bestimmten sozialen Logiken geformt werden, die in verschiedenen Domänen eingebettet sind.1 Wenn man elektronische interaktive Domänen als Ökologien betrachtet und nicht nur als rein technische Zustände, dann schafft das konzeptuellen und empirischen Raum für informelles Wissen und Wissenspraxen.

Elektronische interaktive Domänen sind aufgrund ihrer technischen Eigenschaften inhärent distributiv. Elektronische Netzwerke zielen jedoch nicht notwendigerweise auf Demokratisierungseffekte ab, und diese sind auch nicht jedes Mal vorhanden. Auch in diesem Fall handelt es sich wieder um eine teils empirische Frage – es kommt darauf an, welche soziale Logik (d.h. welches politische Projekt) das Netzwerk vorantreibt. Je höher die Geschwindigkeit und die Vernetzung des Netzwerks in der globalen Finanzwelt sind, desto mehr Bedeutung kommt auch den informellen Systemen des Vertrauens sowie den Kulturen technischer Interpretation zu.

Es war also die Digitalisierung der Instrumente wie auch der Märkte ausschlaggebend für den rasanten Wert- und Machtzuwachs des globalen Kapitalmarkts: ebenso mitverantwortlich waren jedoch Interessen und Logiken, die mit der Digitalisierung eigentlich gar nichts zu tun hatten. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, in welchem Ausmaß digitalisierte Märkte in komplexe institutionelle Strukturen, kulturelle Rahmenbedingungen und zwischenmenschliche Dynamiken eingebettet sind. Und während die Macht, die von den Kapitalmärkten durch die Digitalisierung erlangt wurde, auch die Institutionalisierung von finanzdominierten ökonomischen Kriterien in der nationalen Politik erleichterte, hätte die Digitalisierung allein niemals diesen Ausgang bewirken können – dazu bedurfte es greifbarer nationaler Institutionen, Einrichtungen und AkteurInnen.

Kurz gesagt ist der supranationale elektronische Markt, der teilweise außerhalb der exklusiven Rechtssprechung eines einzelnen Staats liegt, nur einer der vielen Räume des globalen Finanzsystems. Es gibt aber auch jenen Raum der verdichteten Umgebungen konkreter Finanzzentren: Orte, an denen nationale Gesetze zwar weiterhin existieren, aber oft in grundlegend veränderter Form. Ein komplexes Zusammenspiel mit nationaler Gesetzgebung und staatlicher Autorität ist die Folge dieser vielfältigen territorialen Verflechtungen des privatwirtschaftlichen elektronischen Raums.

Die Vorstellung der »Global City« umfasst diese besondere Einbettung der verschiedenen Formen des globalen hypermobilen Kapitals in einem Netzwerk von mehr als vierzig Finanzzentren auf der ganzen Welt.2 Diese Einbettung birgt wichtige Implikationen für Theorie und Politik, speziell für die Bedingungen, unter denen Regierungen und BürgerInnen in dieser neuen elektronischen Welt handeln können. Wer bewegliches Kapital schaffen will, braucht örtlich gebundenes Kapital: Umgebungen auf dem neuesten Stand der Technik, optimale Unterbringung für gut ausgebildete Arbeitskräfte, sowie konventionelle Infrastruktur. All diese Kriterien sind zumindest teilweise an einen Ort gebunden. Die Digitalisierung bringt jedoch auch eine Erweiterung der Möglichkeiten mit sich, die das verflüssigen, was noch nicht flüssig ist. Dadurch wird die Mobilität jener Objekte gefördert, die wir bis dahin gar nicht für mobil gehalten haben, oder kaum jedenfalls. Im Extremfall führt diese Verflüssigung zur Digitalisierung des Objekts. Trotzdem ist die Hypermobilität, die ein Objekt durch seine Digitalisierung gewinnt, nur ein Moment eines viel komplexeren Zustands.

Manche dieser Punkte können am Beispiel der Immobilienbranche veranschaulicht werden. Finanzunternehmen haben Instrumente erfunden, die Immobilien flüssig machen, wodurch Investitionen in Immobilien und ihre Zirkulation in globalen Märkten erleichtert werden. Obwohl natürlich die physische Realität noch immer Teil dessen ist, was eine Immobilie ausmacht, wird sie durch ihre Repräsentation als höchst verflüssigtes Instrument, das in globalen Märkten zirkulieren kann, stark verändert. Zwar sieht das Objekt gleich aus wie vorher, es mag aus denselben Ziegeln bestehen, doch ist es völlig verändert.3 Eine andere Art von Artikulation von Gesetz und Territorium, die dem Beispiel aus der globalen Finanzwelt vielleicht genau entgegengesetzt ist, wird in einer Domäne sichtbar, die unter völlig anderen Bedingungen durch die Digitalisierung verändert wurde. Das digitale Hauptmedium ist das öffentlich zugängliche Internet; seine HauptakteurInnen sind vor allem ressourcenschwache Organisationen und Individuen. Dies erzeugt eine spezielle Form des Aktivismus, der auf mehreren Orten basiert. Diese sind digital miteinander verbunden und gehen über das Lokale hinaus. Wenn nun sogar kleine, ressourcenarme Organisationen und Individuen an elektronischen Netzwerken teilhaben können, signalisiert dies, dass auch andere AkteurInnen als Staaten die Möglichkeiten eines starken Wachstums von grenzüberschreitender Politik wahrnehmen.

Diese Art von globaler Politik ist in den Besonderheiten lokaler Anstrengungen und Anliegen zu erkennen und kann doch als demokratische Partizipation auf transnationaler Ebene angesehen werden. Fragen, die auf dieser Ebene über die Ortsgebundenheit eines Rechtssystems gestellt werden, sind genau das Gegenteil jener Fragen, die durch den globalen Finanzmarkt aufgeworfen werden.

Elektronische Finanzmärkte: Wie man informelle Politik macht

Elektronische Finanzmärkte sind ein interessanter Fall, da sie vielleicht das Extrembeispiel dessen darstellen, wie die digitale Welt sich als tatsächlich losgelöst von räumlichen und territorialen Bedingungen präsentieren kann. Die Mischung von Geschwindigkeit, Vernetztheit und einer erhöhten Fremdfinanzierung, die von elektronischen Märkten aufgewiesen werden, lassen den globalen Finanzmarkt hypermobil und ortsungebunden erscheinen. Es ist tatsächlich nicht mehr einfach, diese Märkte als in das Soziale eingebettet zu zeigen, geschweige denn einbetoniert in reale Ortsgegebenheiten.

Diese technischen Fähigkeiten sowie die zunehmende Komplexität der Instrumente schaffen tatsächlich eine Notwendigkeit neuer Interpretationskulturen zur Erforschung der Funktionsweise dieser Märkte: Kulturen, die am besten in Finanzzentren erzeugt und auch in Gesetzesform gegossen werden, d.h. in sehr territorialen, komplexen, dichten Umgebungen. Diese Kulturen werden im Austausch zwischen technischen und kulturellen Möglichkeiten immer wichtiger – ironischerweise zu einem Zeitpunkt, zu dem die technischen und akademischen Merkmale der Terminmärkte und ihrer Instrumente immer stärker werden. Die Tatsache, dass solche Interpretationskulturen gebraucht werden, kann als Indikator für die Grenzen der akademischen Einbettung von Derivaten gesehen werden, wodurch sich die Möglichkeit ergibt, die soziale Architektur der Derivathandelsmärkte wieder zurückzugewinnen. Genauer gesagt bringt es uns zurück zur Bedeutung von Finanzzentren – im Unterschied zu »Finanzmärkten« –, die als wichtige, ineinander verschachtelte Communities die Konstruktion und das Funktionieren solcher Interpretationskulturen erst ermöglichen. Dass Finanzzentren gebraucht werden, erklärt, warum das Finanzsystem ein Netzwerk solcher Zentren braucht. Dieses Erfordernis wiederum hat Konsequenzen für territorial gebundene Autorität und kann als Vorbote der Errichtung einer eigenen Art von Territorialität gewertet werden, die durch elektronische Netzwerke und territoriale Einschübe gekennzeichnet ist. »Global Cities« sind ein allgemeineres Beispiel dieser Dynamik, die auch noch andere Sektoren als die Finanzwelt umfasst. Jenseits dessen gibt es noch andere Arten globaler Geographien, die auf mehreren Schauplätzen stattfinden, wie jene, die das Silicon Valley an Bangalore und verwandte Orte binden.

Abgesehen von diesen territorialen Einschüben, die Nationalstaaten etwas Zugkraft gegenüber den globalen Finanzmärkten geben, die sie regulieren sollen, hat die Finanzwelt durch die gewaltige Steigerung der gehandelten Werte viel Macht über nationalstaatliche Regierungen. Diese Steigerung ist vermutlich eines der wichtigsten Resultate der Digitalisierung der Finanzwelt. Drei Eigenschaften stechen dabei besonders hervor: Eine ist die Digitalisierung der Finanzinstrumente. Die entsprechende Software hilft BenutzerInnen dabei, komplexe Transaktionen durchzuführen, ohne die zugrundeliegende Finanzmathematik oder die Softwarealgorithmen völlig verstehen zu müssen. Weiters werden Innovationen dort realisierbar gemacht, wo Software Besitzrechte ermöglicht. Durch solche Innovationen hat die Finanzwelt das Niveau der Verflüssigung im globalen Kapitalmarkt gehoben und die Möglichkeiten erweitert, weitere Besitzformen zu verflüssigen, die bisher für ortsgebunden gehalten wurden. Dies resultierte in einer enormen Steigerung in der Sicherstellung von Werten, die davor als unhandelbar galten, einschließlich verschiedener Arten von Schulden, und schließlich in einem starken Ansteigen im Gesamtvolumen der globalen Finanzwerte. Im spezifischen Fall der zeitgenössischen Finanzwelt kann die Digitalisierung als mitverantwortlich für das massive Ansteigen der Transaktionen gesehen werden.

Zweitens können die bestimmenden Eigenschaften digitaler Netzwerke die Vorteile einer globalen Finanzmarktintegration maximieren: gleichzeitig ablaufende, miteinander verbundene Flüsse sowie dezentralisierter Zugang für InvestorInnen und Börsen in einer wachsenden Zahl an Ländern. Der Hauptfaktor im Hintergrund ist die Deregulierung und Re-Regulierung nationalstaatlicher Wirtschaften seit den 1980ern, um eine Annäherung über die Grenzen hinweg sicherzustellen, sowie die globale Integration ihrer Finanzzentren. Diese nicht-digitale Bedingung begünstigte und verstärkte die neuen Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung der Märkte und Finanzinstrumente eingeführt wurden.

Drittens geht es in der Finanzwelt konkret um Transaktionen, nicht um bloße Geldflüsse, weswegen die technischen Eigenschaften digitaler Netzwerke zusätzliche Bedeutung gewinnen. Interkonnektivität, Gleichzeitigkeit, dezentralisierter Zugang und geeignete Softwareinstrumente tragen dazu bei, dass die Anzahl der Transaktionen, die Länge der Transaktionsketten (d.h. die Distanz zwischen Instrument und den zugrundeliegenden Vermögenswerten) und daher auch die Anzahl der teilnehmenden Personen oder Institutionen wächst. Dies resultiert in einer komplexen Transaktionsarchitektur, die exponentielles Wachstum von Transaktionen und Vermögenswerten fördert.4 Die Finanzwelt wird zunehmend transaktionsintensiv, weswegen auch die Bedeutung von Finanzzentren ansteigt: sie haben die Möglichkeit, diese Transaktivität zu steuern, und zwar genau zu jenem Zeitpunkt, an dem diese aufgrund der Digitalisierung völlig neue Eigenschaften annimmt.

Diese drei Eigenschaften des heutigen globalen Kapitalmarkts sind untrennbar mit den neuen Technologien verbunden. Der durch sie erzeugte Unterschied kann an zwei Resultaten beobachtet werden. Eines ist die Vervielfachung von spezialisierten globalen Finanzmärkten. Dies ist nicht nur eine Frage von globalen Märkten für Dividenden- und Rentenpapiere, Termingeschäfte und Währungen, sondern auch eine Frage der Vervielfachung stark spezialisierter globaler Sub-Märkte in all diesen Bereichen. Diese Vervielfachung ist eine Funktion gestiegener Komplexität in den Instrumenten, die wiederum erst durch die Digitalisierung sowohl der Märkte als auch der Instrumente möglich gemacht wurde.

Die zweite Konsequenz ist der Beitrag, den die Kombination dieser Bedingungen zur hervorgehobenen Position der Finanzwelt im Vergleich mit verschiedenen anderen Komponenten der wirtschaftlichen Globalisierung geleistet hat. Zwei Charakteristika stechen deutlich hervor: einerseits die Größenordnung und andererseits die räumliche Organisation der Finanzwelt. Was die Größenordnung anbelangt, sind die Indikatoren wohl die tatsächlichen Vermögenswerte, die hier involviert sind, sowie die steigende Bedeutung von Finanzkriterien in wirtschaftlichen Transaktionen, die sogenannte Finanzialisierung der Wirtschaft, die jedoch nur schwer messbar ist. Seit 1980 ist das Gesamtvolumen von Finanzwerten drei Mal schneller gewachsen als das gesamte Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 23 hochentwickelten Länder, die über fast den gesamten Zeitraum hinweg die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bildeten. Das Handelsvolumen in Währungen, Renten- und Dividendenpapieren ist ungefähr fünf Mal schneller gestiegen und übertrifft diesen Wert jetzt bei weitem. Dieses Gesamt-BIP lag im Jahr 2000 bei ca. 30 Billionen US Dollar und 2004 bei 36 Billionen US Dollar, während der weltweite Wert international gehandelter Derivative in den späten Neunzigern bereits mehr als 65 Billionen Dollar ausmachte. Dieser Wert stieg bis 2001 auf 168 Billionen US Dollar, 262 Billionen im Jahr 2004, und 640 Billionen US Dollar kurz vor dem Beginn der Finanzkrise im September 2008. Der Wert grenzüberschreitenden Handels hingegen betrug im Jahr 2007 15 Billionen US Dollar. Im gleichen Jahr betrug der Wert der gesamten globalen Auslandsdirektinvestitionen 11 Billionen US Dollar (Quelle: IMF 2008, BIS 2004). Außenhandelstransaktionen waren 1983 zehn Mal größer als der Welthandel, war aber sowohl 1999 wie 2003 laut dem alle drei Jahre durchgeführten Report des BIS auf das 70-fache angestiegen, obwohl auch der Welthandel in diesem Zeitraum stark angestiegen war.

Ein zweiter Themenkomplex, der mit den transformativen Möglichkeiten der Digitalisierung zusammenhängt, hat mit den Grenzen des technologisch bedingten Wandels zu tun, oder – in anderen Worten – mit dem Punkt, an dem dieser globale elektronische Kapitalmarkt gegen die Wand fährt, weil er in nicht-digitale Bedingungen eingebettet ist. Zwei sehr verschiedene Aspekte spielen hier eine Rolle: Einerseits das Ausmaß, in dem der Kapitalmarkt, obwohl global und digital, eigentlich in vielfältigen Umgebungen eingebettet ist. Manche davon sind wirklich global, andere jedoch subnational, d.h. die eigentlichen finanziellen Zentren, die Börsenstandplätze. Außerdem geht es auch um das Ausmaß, in dem der globale Kapitalmarkt in einer begrenzten Anzahl der mächtigsten Finanzzentren konzentriert ist, ungeachtet seiner Eigenschaft als globaler elektronischer Markt und ungeachtet auch der steigenden Zahl »nationaler« Finanzzentren, die ihn konstituieren. Die Deregulierung der Finanzwelt hätte theoretisch auch zu einer weiteren geographischen Verbreitung dieses Markts führen können, der zu einem so hohen Grade elektronisch und global ist.

Die hohe, die Finanzmärkte betreffende Konzentration kann mit einigen Fakten gut illustriert werden.5 London, New York, Tokio, Paris, Frankfurt und eine Handvoll anderer Städte liegen regelmäßig an der Spitze und repräsentieren einen großen Anteil globaler Transaktionen. London, Frankfurt und New York teilen einen enormen Anteil am weltweiten Export von Finanzdienstleistungen. London, Tokio, New York, Paris (das gemeinsam mit Amsterdam und Brüssel EuroNext bildet), Hong Kong und Frankfurt zeichnen für einen Großteil der weltweiten Kapitalisierung der Börsen verantwortlich. London, New York und Tokio zeichnen für mehr als 58% des Devisenmarkts verantwortlich; zusammen mit Singapur, Hong Kong, Zürich, Genf, Frankfurt und Paris sind es sogar 85%. Diese hohe Konzentration bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass es nicht auch in anderen Märkten beträchtliche Aktivitäten gibt, wenngleich diese global gesehen einen geringeren Anteil ausmachen. Nach den Angriffen vom 11. September 2001, die das World Trade Center zerstörten und mehr als 50 umliegende Gebäude beschädigten, wurde das Ausmaß der Zerstörung von vielen als Weckruf gedeutet, der auf die Verwundbarkeit hinwies, die durch starke räumliche Zentralisierung in einer begrenzten Anzahl von Standorten entsteht.

Kurz gesagt: Der private digitale Raum der globalen Finanzwelt überschneidet sich auf zumindest zweierlei Art mit Staatsgewalt und nationalem Recht. Erstens durch die Aufnahme von Normen in nationales Recht, die eigentlich der Betriebslogik des globalen Kapitalmarkts statt der Logik nationaler Interessen folgen. Zweitens sind auch die digitalsten aller Finanzmärkte in sehr konkrete Finanzzentren eingebettet, wodurch sie wieder in den Einflussbereich nationaler Regierungen kommen, obwohl dies unter dem Schirm entnationalisierter (das heißt global orientierter) Teile des Staatsapparats geschieht. Die globale digitalisierte Finanzwelt macht also manche der komplexen und neuen Überlappungen zwischen Rechtssystemen und ihren Territorien lesbar und lassen den Schluss zu, dass selbst durch diesen mächtigsten aller globalen AkteurInnen nicht einfach die nationale Staatsautorität außer Kraft gesetzt wird. Es gibt – ganz im Gegenteil – sowohl den Gebrauch nationaler Autorität bei der Implementierung von Rechtsvorschriften und Gesetzen, die den Interessen der globalen Finanzwelt entsprechen (wobei dies mit einer Entnationalisierung der entsprechenden dazugehörigen staatlichen Stellen zusammenhängt), als auch ein verstärktes Gewicht jener Autorität durch das anhaltende Bedürfnis nach Finanzzentren.

Diese Bedingungen werfen eine Reihe von Fragen über den Einfluss dieser Kapitalkonzentration in globalen Märkten auf, die eine beschleunigte Zirkulation über Ländergrenzen hinweg ermöglichen. Der globale Kapitalmarkt hat gegenwärtig die Macht, das Funktionieren demokratischer Regierungen zu verändern, indem er sie »diszipliniert«, d.h. indem verschiedene finanzielle oder steuerpolitische Strategien, die früher vielleicht weiteren wirtschaftlichen oder sozialen Kriterien unterlegen wären, mittlerweile nur noch finanziellen Kriterien unterworfen sind.

Sogar jene, die ortsgebunden sind, oder jene, die lokales Wissen haben, können Teil globaler Politik werden

Digitale Medien sind besonders für ortsgebundene AktivistInnen wichtig, die lokale Problematiken bearbeiten und mit ähnlichen Gruppen weltweit in Kontakt treten. Diese grenzüberschreitende politische Arbeit gründet sich darauf, dass spezifische Arten lokaler Probleme überall auf der Welt vorkommen.6 Diese Politiken sind – anders als Hacktivism und Cyberwar – teils in nicht-digitale Umgebungen eingebettet, die ein Ereignis gestalten, interpretieren und zu einem gewissen Grad auch konstituieren. Diese Formen von Aktivismus tragen dazu bei, dass erstmals die exklusive Autorität (auch symbolischer Natur) über ein Territorium oder ein »Volk«, die wir seit langer Zeit mit der Idee des Nationalstaats verbinden, aufgelöst wird. Diese Entflechtung kann sogar dort geschehen, wo die Involvierten gar nicht notwendigerweise die Frage von Nationalität und nationaler Identität problematisieren; sie kann ein faktisches Entflechten formeller Autorität sein, die nicht auf einer wissentlichen Ablehnung des Nationalen basiert.

Computerbasierte interaktive Technologien erleichtern multiskalare Transaktionen und gleichzeitige Interkonnektivität zwischen jenen, die großteils an einen Ort gebunden sind. Sie können dazu verwendet werden, alte Strategien weiter zu entwickeln und neue Organisationsmethoden zu schaffen, wie zum Beispiel den elektronischen Aktivismus. Internetmedien sind die am meisten verwendete Form von Informations- und Kommunikationstechnologie, und hier besonders e-Mails, die gerade für Organisationen des globalen Südens wichtig sind, die durch kleine Bandbreite und langsame Verbindungen begrenzte Spielräume haben. Es ist wichtig, dass auf diesem Gebiet ein Umdenken geschieht und dass große transnationale Organisationen, die mit dem globalen Süden zu tun haben, diese eingeschränkten technischen Bedingungen wahrnehmen, z.B. indem sie Nur- Text-Datenbanken ohne Illustrationen oder HTML, Tabellen oder andere datenintensive Lösungen anbieten.7

Es ist mittlerweile weithin anerkannt, dass neue Informations-und Kommunikationstechnologien nicht einfach existierende Medientechniken ersetzen; stattdessen bilden sich zwei Muster heraus. Einerseits gibt es kein wirkliches Bedürfnis oder bestenfalls eine Geringnutzung dieser Technologien, wenn man ihre Organisationsformen ansieht.8 Andererseits gibt es eine kreative Nutzung neuer IKTs gemeinsam mit alten Medien, um den Bedürfnissen bestimmter Gesellschaftsgruppen nachzukommen: so werden via Internet Audiodateien versendet, die dann mittels Lautsprechern an Orten ausgestrahlt werden, wo es schlechte Internetverbindungen oder verbreiteten Analphabetismus gibt. Ein gutes Beispiel sind die Village Knowledge Centres in Südindien, die Bevölkerungsteile versorgen, die zwar AnalphabetInnen sein mögen, aber trotzdem genau wissen, welche Art von Information sie brauchen.

Aus dem Gebrauch dieser Technologien sind auch neue Arten von Organisationen und Aktivismus entstanden. Als vielleicht bekanntestes Beispiel dafür, dass das Internet tatsächlich einen strategischen Unterschied machen kann, sei hier die Bewegung der ZapatistInnen genannt, die auf zwei Organisationsebenen abgewickelt wurde: einerseits gab es die lokale Rebellion in den Bergen der mexikanischen Chiapas, andererseits entwickelte sich eine transnationale Bewegung der elektronisch vernetzten Zivilgesellschaft, die von einer großen Zahl von NGOs unterstützt wurde, deren Kerngebiete Konfliktprävention, Menschenrechte, Handel und andere Themen sozialer Gerechtigkeit betreffen. Die Bewegung wurde sowohl über das Internet wie auch über konventionelle Medienkanäle geleitet und erzeugte dadurch Druck auf die mexikanische Regierung. Sie zeigte ein neues Konzept zivilgesellschaftlicher Organisation: viele rhizomatisch verknüpfte autonome Gruppen.

Es ist jedoch wenig bekannt, dass die lokal agierenden ZapatistInnen keine funktionierende e Mail-Infrastruktur hatten, ganz zu schweigen von kollaborativen Arbeitsräumen im Netz. Nachrichten mussten persönlich über Militärgrenzen gebracht werden, um ins Internet hochgeladen zu werden; die Solidaritätsnetzwerke selbst hatten gar nicht alle einen e-Mail-Zugang, und auch solidarische Gemeinden vor Ort hatten oft Zugangsprobleme. Trotzdem haben internetbasierte Medien viel beigetragen – zu einem guten Teil aufgrund bereits bestehender sozialer Netzwerke, was gerade in Sozialbewegungen, aber auch in anderen Kontexten wie dem Wirtschaftsleben wichtig ist.

All diese Entwicklungen erleichtern neue Arten von grenzüberschreitenden Politiken, die zugleich tief im Lokalen verwurzelt, jedoch auch digital im globalen Maßstab vernetzt sind. AktivistInnen können Netzwerke entwickeln, in denen lokale und ortsbezogene Informationen zirkuliert und dadurch Teil ihrer politischen Arbeit werden. Sie können Strategien entwickeln, die globale Bedingungen ansprechen – Umweltprobleme, steigende Armut und Arbeitslosigkeit, fehlende Möglichkeiten, multinationale Konzerne zur Verantwortung zu ziehen, und so weiter. Während solche politischen Praxen in Bezug auf andere Medien und mit anderen Geschwindigkeiten seit langem existieren, haben neue Informations- und Kommunikationstechnologien die Größengrade, das Ausmaß und die Gleichzeitigkeit dieser Anstrengungen drastisch verändert. Diese Dynamiken sind auch dort am Werk, wo globale öffentliche Sphären erschaffen werden, die wenig mit spezifischen politischen Projekten zu tun haben mögen, auch wenn sie nicht immer entlang erwünschter Linien arbeiten mögen.

Die Arten von politischer Praxis, die hier diskutiert werden, sind nicht die kosmopolitische Route zum Globalen. Sie sind global, weil es eine bewusste Multiplikation lokaler Praktiken gibt. Dies sind Arten von Gemeinschaftlichkeit und Auseinandersetzungen, die tief in die Aktivitäten von Menschen eingebettet sind. Dies beinhaltet auch den Aufbau von Institutionen mit einem globalen Tätigkeitsbereich, der sich aus lokalen Ebenen und ihren Netzwerken zusammensetzt, selbst wenn diese über geringe Ressourcen verfügen und von informellen sozialen AkteurInnen getragen werden. AkteurInnen, die durch ihre Rolle lokal »eingeengt« sind, können so in globalen Netzwerken zu AkteurInnen werden, ohne die Arbeit und Rollen in ihren Communities aufgeben zu müssen. Lokal beschränkte, nur das Inland betreffende Rahmenbedingungen verwandeln sich auf diese Weise zu Mikro-Milieus auf globalen Schaltkreisen. In diesem Prozess werden sie nicht notwendigerweise kosmopolitisch; sie können in ihrer Orientierung durchaus auf das Inland oder auf eine spezielle Situation beschränkt bleiben und weiterhin mit lokalen Problemen befasst sein und doch gleichzeitig an globalen Politiken teilhaben. So kann letztlich eine Gemeinschaft entstehen, die auf einer Praxis beruht, die in alle Richtungen kommuniziert, kollaboriert, sich solidarisch zeigt und einander unterstützt.


Literatur

Bellanet (2002). ‘Report on Activities 2001-2002’, http://home.bellanet. org, (Zugriff am 18. März 2006).
Glasius, M., Kaldor, M., and Anheier, J. (eds) (2002). Global Civil Society Yearbook 2002. Oxford: Oxford University Press. Tsaliki, L. (2002). ‘Online Forums and the Enlargement of the Public Space: Research Findings from a European Project’. The Public, 9(2): 95-112.
Sassen, S. (2006). A Sociology of Globalization (Contemporary Society Series). New York: W.W.Norton. Sassen (2008). Territory, Authority, Rights: From Medieval to Global Assemblages. Princeton NJ: Princeton University Press.

Anmerkungen
1 Eine nähere Analyse dieser Punkte findet sich bei Sassen, 2008: Kapitel 7 und 8.
2 Ein Beispiel: Das Wachstum elektronischer Netzwerkallianzen zwischen Börsen, die in verschiedenen Städten liegen, zeigt, dass elektronische Märkte teilweise eingebettet sind in die Konzentrationen materieller Ressourcen und menschlichen Talents dieser Finanzzentren, da ein Teil des Sinns ist, die spezifischen Vorteile jedes dieser Finanzzentren auszunützen (Sassen 2006: Kapitel 7). Daher geht es bei solchen Zusammenschlüssen nicht darum, dass die dabei involvierten Börsen überwunden werden oder dass alle zu einem einzigen Börsenstandplatz zusammengelegt werden sollen.
3 Ich verwende in diesem Zusammenhang den Begriff »Überlappung« (imbrication), um diese simultane Abhängigkeit und Spezifität sowohl des Digitalen wie auch des Nicht-Digitalen zu beschreiben. Sie beein-flussen einander, produzieren jedoch in diesem Prozess keine Hybridität: beide Bereiche behalten jeweils ihren speziellen, nicht reduzierbaren Charakter (Sassen 2006: Kapitel 7).
4 An anderer Stelle (Sassen 2006: Kapitel 5 und 7) habe ich diese These entwickelt, dass Finanz heutzutage zunehmend transaktionsintensiv ist, wodurch die Bedeutung der Finanzzentren steigt, da sie die Möglichkeiten für das Management dieser Transaktivität genau zu jenem Zeitpunkt innehält, wenn die letztere aufgrund der Digitalisierung völlig neue Charakteristika entwickelt.
5 Unter den Hauptquellen der Daten und Zahlen in diesem Abschnitt sind die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Basel); der Internationale Währungsfonds (IMF); spezialisierte Handelspublikationen wie das WorldScope des Wall Street Journal, Morgan Stanley Capital International; The Banker; Daten aus Financial Times und The Economist; und vor allem für einen Fokus auf Städte, die Daten, die von Technimetrics, Inc. (jetzt Teil von Thomsons Financial, 1999) produziert werden.
6 Dies spiegelt Fälle wider, in denen das Internet Diasporas erlaubt hat, global miteinander in Verbindung zu stehen, statt auf eine unmittelbare Beziehung zum Herkunftsland oder zur Herkunftsregion beschränkt zu sein. (siehe z.B. Glasius, Kaldor, und Anheiner 2002)
7 Es gibt mehrere Organisationen, die daran mitwirken, diese Bedingun¬gen anzupassen oder adäquate Software und Anlagen für benachteiligte NGOs anzubieten. Ein Beispiel ist Bellanet (Bellanet 2002), eine NGO, die 1995 gegründet wurde und dabei mithilft, solchen NGOs Zugang zu Onlineinformationen zu ermöglichen und die Weitergabe von Information an den Süden zu erleichtern. Zu diesem Zweck hat es Web-to-E-Mail-Server aufgesetzt, die Webpages per e-Mail an UserInnen senden, die durch geringe Bandbreiten eingeschränkt sind. Es hat auch verschiedene Service Lines entwickelt. Bellanets Open Development Service Line will die Zusammenarbeit zwischen NGOs durch den Gebrauch von Open Source Software, Open Content, und Open Standards ermöglichen: so wurde die Open Source PhP-Nuke Software angepasst, um einen kollaborativen Online-Raum für das Medicinal Plants Network zu schaffen. Bellanet folgt der Open Content Strategie und hat alle Inhalte seiner Webseite für die Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht; es unterstützt auch die Entwicklung eines Open Standard für Projektinformation (International development Markup Language, IDML). Solche Open Standards ermöglichen den erleichterten Austausch von Information.
8 Eine Studie von Webseiten internationaler und nationaler Umwelt- NGOs in Finnland, Großbritannien, den Niederlanden, Spanien und Griechenland (Tsaliki 2002: 102) kommt zu dem Schluss, dass das Internet vor allem der Intra- und Interorganisations-Zusammenarbeit und Netzwerkbildung dient und bereits bestehende Medientechniken zur Bewerbung der Anliegen von NGOs und zur Sensibilisierung vor allem ergänzt. Informelles politisches Wissen in Netzwerken

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text
Projects Nach dem Ende der Politik
World-Information Institute
Date November 2011
Location Vienna

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Silicon Valley Global Cities BIP Zivilgesellschaft Finanzmärkte Deregulierung Cyberwar Communities Digitalisierung Netzwerke Hypermobiltität Immobilienbranche HTML Text-Datenbanken IKT Software Hong Kong Zürich Singapur Chiapas Tokyo Genf London
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