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Raumfahrt - auf jeden Fall notwendig. Einführung in die intergalaktische Konferenz der Association of Autonomous Astronauts. Wien, 21.-22. Juni 1997

Die Association of Autonomous Astronauts (AAA) wurde am 23. April 1995 als weltweit erstes unabhängiges und communitybasiertes Raumfahrtprogramm ins Leben gerufen. Ein Fünfjahresplan hielt fest, wie bis zum Jahr 2000 ein weltweites Netzwerk lokaler, communitybasierter AAA-Gruppen zu schaffen sei, die ihre eigenen Raumschiffe bauen sollten. Um das Projekt auszuweiten organisierte die AAA eine Intergalaktische Konferenz zur unabhängigen und communitybasierten Raumfahrt, die von 21.-22. Juni 1997 in Wien stattfinden wird.

Die Association of Autonomous Astronauts (AAA) wurde am 23. April 1995 als weltweit erstes unabhängiges und communitybasiertes Raumfahrtprogramm ins Leben gerufen. Ein Fünfjahresplan hielt fest, wie bis zum Jahr 2000 ein weltweites Netzwerk lokaler, communitybasierter AAA-Gruppen zu schaffen sei, die ihre eigenen Raumschiffe bauen sollten. Um das Projekt auszuweiten organisierte die AAA eine Intergalaktische Konferenz zur unabhängigen und communitybasierten Raumfahrt, die von 21.-22. Juni 1997 in Wien stattfinden wird. Diese Konferenz bringt verschiedene Stränge innerhalb der AAA zum Zweck einer wechselseitigen Befruchtung von Ideen und Erfahrungen zusammen und zeigt die verschiedenen und manchmal in Widerspruch zueinander stehenden Bewegungen, die Autonome AstronautInnen auf ihrer Flucht vor der Schwerkraft machen. Die Konferenz wird auch lokale Communitys in Wien mit den Möglichkeiten der unabhängigen Raumforschung bekanntmachen. Die Intergalaktische Konferenz wird also das Ziel der AAA weiterbringen, in verschiedene Richtungen auf einmal zu wachsen.

Eine Flugkurve, die durch die Konferenz nachgezeichnet werden soll, ist die neue Phase, in die der AAA-Fünfjahresplan zur Schaffung eines weltweiten Netzwerks lokaler, communitybasierter Gruppen jetzt eintritt. Wir nennen diese Phase „Dreamtime“. Sie ist in ihrer Essenz ein transversalistisches Konzept, das dazu beiträgt, die gänzliche Opposition der AAA zu anderen, bereits existierenden Raumfahrtprogrammen zu definieren. Die Dreamtime fragt: „Warum sollten wir den Weltraum erforschen, nur um dann erst Recht wieder das Leben des Planeten Erde zu replizieren?“ AAA-Gruppen auf der ganzen Welt erforschen momentan, welche experimentellen Lebensmodi Autonome AstronautInnen im Weltraum erschaffen können, welche neuen sozialen Beziehungen entstehen werden und welche neuen Aktivitäten die leeren Räume einnehmen werden, die vorher die Grenzen des Lebens auf der Erde darstellten. Die Dreamtime sieht die Raumfahrt als evolutionären Prozess an, der unausweichlich dazu führen wird, dass die derzeitigen Raumfahrtbehörden einzelner Regierungen aussterben werden. Autonome AstronautInnen werden ein außerirdisches Bewusstsein schaffen, das erdbasierte Konzepte nationaler Grenzen und staatlicher Kontrolle über Bord wirft. Unter anderem wird die AAA erforschen, wie Sex in absoluter Schwerelosigkeit noch besser ist als auf dem Planeten Erde, wie es um das Potenzial von Raves im Weltraum steht und wie das Spielen von dreiseitigem Fußball als essenzielles Training für Autonome AstronautInnen eingesetzt werden kann. Die AAA hat großes Interesse an den neuen Möglichkeiten, die sich eröffnen, wenn wir autonome Communitys im Weltraum schaffen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Organisationen wie die NASA gegründet, um Entwicklungen in der Raumfahrttechnologie zu regulieren und zu kontrollieren. Seit dem Zusammenbruch des Mythos des Kalten Kriegs hat die NASA verzweifelt versucht, eine neue Identität zu finden. Sie hat nicht länger den Sovietfeind mit dem es mitzuhalten gilt und muss neue Ausreden für sich erfinden. Die AAA weist von jeher das Grundprinzip regierungsgesteuerter Raumfahrtprogramme zurück, die von der Weltsicht von TechnikerInnen dominiert werden und das Universum als riesige Maschine ansehen, die nach bestimmten Regeln und Prinzipien manipuliert werden kann. Zum Beispiel lehnen wir die Idee des Terraforming anderer Planeten gänzlich ab. (Terraforming ist die Neuschaffung einer potenziell lebenserhaltenden Atmosphäre auf einem Planeten durch die Beschleunigung dieses Prozesses seitens einer Kraft von außen. Dies kann geschehen, indem Explosionen durch nukleare Waffen oder eine Abfolge von Meteoriteneinschlägen auf der Planetenoberfläche herbeigeführt werden. Durch den auf diese Weise induzierten gewaltigen „Glashauseffekt“ soll ein Prozess gestartet werden, der irgendwann zu einer Atmosphäre führen soll, die kohlenstoffbasierte Lebensformen erhalten kann. Terraforming wurde bereits für den Mars vorgeschlagen.) Die AAA versteht, dass der Prozess des Terraforming eine Handlung eines kapitalistischen Systems ist, das – vollkommen außer Kontrolle geraten – die Ressourcen des Planeten Erde erschöpft hat und einen weiteren Planeten braucht, um auch diesen zu verschlingen.

Die AAA hat einen Zugang zu Technologie geformt, der vor allem erforscht, wie eine spezifische Technologie verwendet wird und wer diese verwenden darf. Es ist unausweichlich, dass die Technologie der Konstruktion von Raumschiffen im Laufe der Zeit billiger wird oder dass neue Technologien entwickelt werden, die heutige Raketenantriebssysteme völlig überflüssig machen. Die AAA ist das weltweit einzige Raumfahrtprogramm, das technologische Fragen hinter die Sorge stellt, was wir eigentlich tun werden, wenn wir autonome Communitys im Weltraum etablieren. Die AAA beschäftigt sich mit einer Konzeption von Weltraumforschung, in der die Vorstellungskraft eine zentrale Rolle spielt. Dadurch schaffen Autonome AstronautInnen ein komplexes interaktives Projekt, an dem alle Menschen teilnehmen können und das vorherrschende Vorstellungen der Raumfahrt von Grund auf verändert.

AAA-Gruppen entwickeln spezifische Strategien, um sich in den Prozess sozialer Veränderungen einzubringen, von dem sie zu träumen wa- gen. Eine Strategie für die Umverteilung von Ressourcen innerhalb der Gesellschaft ist ein von der AAA ausgeschriebener Wettbewerb für die erste privat finanzierte Gruppe, die Sex im Weltall haben sollte. Die XXX Prize Foundation mit Sitz in London hat angekündigt, dass sie vorhat, eine Million Pfund an das erste privat finanzierte Team auszuzahlen, das ein Weltraumfahrzeug etwa 60 Meilen in die Erdumlaufbahn bringt und dort oben Geschlechtsverkehr vollzieht. Dieser Geschlechtsakt kann jede Form haben und eine frei gewählte Anzahl von Menschen umfassen, muss jedoch zwingend visuell dokumentiert werden, um sicherzustellen, dass er sich in einer schwerelosen Umgebung abgespielt hat. In der Zwischenzeit werden AAA Gruppen nicht müde darauf hinzuweisen, dass der Prozess der Etablierung autonomer Communitys im Weltall Hand in Hand mit einem identischen Prozess auf der Erde gehen muss. Reichtum wird dann in Bezug auf die Lebensqualität innerhalb der autonomen Communitys im Weltraum neu definiert. Autonome AstronautInnen arbeiten schon jetzt daran, diese Zukunft zur Realität werden zu lassen.

Die AAA bekämpft nicht nur das Monopol von Regierungen, Armeen und großer Unternehmen auf die Raumfahrt, sondern auch die immer höhere Zahl privater Firmen, die Raumfahrtgruppen anbieten. Die AAA hat enthüllt, dass diese Eroberungen des schwerelosen Raums eine Fortsetzung der imperialistischen Okkupationen auf dem Planeten Erde darstellen. Die katholische Kirche hat sogar schon mit der NASA einen Plan erstellt, wie Aliens zum Christentum bekehrt werden können. Da die Weltraumtechnologie immer kostengünstiger wird, muss die AAA besonders darauf achten, wie sie eingesetzt wird. Pläne, eine Industrie des Raumfahrttourismus zu starten, bestätigen, dass der Mythos des „freien Markts“ auch auf das Weltall projiziert wird, um die Fantasie des Kapitalismus als unausweichliche und omnipräsente Macht ähnlich der Schwerkraft weiterzuspinnen. Die AAA lehnt die „Wildwestmetaphern“ ab, die von den meisten Raumfahrtunternehmen gebraucht werden, indem sie eine Klassendimension in die Raumfahrt bringt und aufzeigt, wie wirtschaftliche Knappheit durch jene herbeigeführt wird, die ein persönliches Interesse daran haben, die Arbeiterklasse von der Konstruktion von Raumschiffen abzuhalten.

Die AAA will nicht als Metapher für etwas anderes interpretiert werden. Wenn wir davon sprechen, unsere eigenen Raumschiffe bauen zu wollen, dann meinen wir wirklich nur das. Dies heißt jedoch nicht, dass unsere Botschaft nicht auf vielen verschiedenen und komplexen Bedeu- tungsebenen interpretiert werden kann. So ist zum Beispiel der Mythos der Raumfahrt als Eroberung der „letzten Grenze“ gleichzusetzen mit dem anderen Mythos über private Raumunternehmungen in einem universellen „freien Markt“. Diese Mythen sind dazu vorgesehen, die sozialen Kräfte zu maskieren, die das heutige Raumfahrtmonopol des Staats, der großen Unternehmen und der Armee begründen. Die AAA lehnt diese Mythen mit unserer eigenen, für diesen Anlass konstruierten und widersprüchlichen Propaganda ab. Diese rhetorischen Konstrukte werden oft in die Erdumlaufbahn geschickt und sehen das Konzept der Raumfahrt als inhärent an die menschliche Evolution gebunden. Die AAA hat die Eroberung des Weltalls bereits als nächsten Schritt in der menschlichen Evolution deklariert.

Die AAA ist jedoch keine utopische Strömung, die Fin-de-siècle- SchatzsucherInnen auffängt. Die AAA ist interessiert an den neuen sozialen Beziehungen, die durch die Schaffung autonomer Communitys im Weltraum entstehen. Dieser evolutionäre Prozess setzt sich überall dort fort, wo jemand seinen Geist der Möglichkeit öffnet, dass es geschehen könnte. Laut unseren Analysen besetzt die AAA einen einzigartigen Aussichtspunkt, von dem eine Vielzahl historischer Flugkurven weggeführt werden kann. Und trotz seiner Gestalt als Netzwerk lokaler, communitybasierter Gruppen, die nicht versuchen, ihre Visionen der Raumfahrt anderen Menschen zu oktroyieren, ist klar geworden, dass sich im Weltall niemand mehr mit der heute vorherrschenden Art der Wissensorganisation befassen wird. Damit meinen wir die Schubladisierung des Wissens in spezifische Kategorien, die in den letzten 500 Jahren durch kapitalistische Kulturen entwickelt wurden. Das AAA-Netzwerk erlaubt einer Vielzahl von Menschen, sich zu engagieren, und integriert so verschiedenste Erfahrungen und Fähigkeiten. Ideen prallen hier aufeinander und neue Möglichkeiten eröffnen sich für alle Beteiligten.

Eine fundamentale Strategie, die durch die AAA entwickelt wurde, war die Fähigkeit, sich gleichzeitig in mehrere Richtungen zu bewegen. Dies wird auch auf der Intergalaktischen Konferenz der AAA bewiesen werden, die zwei Tage intensiver Aktivitäten verspricht und folgende Programmpunkte beinhaltet: eine öffentliche Vorstellung der Zielvorstellungen der AAA mit einer Debatte über die unabhängige Raumfahrt; Vorführungen von AAA-Werbevideos; die Möglichkeit, Autonome AstronautInnen informell zu treffen; eine für die Dauer der Konferenz installierte Raumstation, in der AAA-Propagandamaterialien zu sehen sein werden; eine Rave in Space-Party mit experimenteller elektronischer Musik; und ein Trainingstag für Autonome AstronautInnen mit einem dreiseitigen Fußballmatch. Weiters werden Computerterminals zur Verfügung stehen, von denen aus eine von Wiener Kindern hergestellte AAA-Webseite besucht werden kann; und ein Raumschiff, dessen Inneres durch eine Kindergruppe im Wiener Kindermuseum gestaltet und gebaut wurde, wird installiert. Die wahre Herausforderung für jene, die die Konferenz besuchen werden, bleibt jedoch bestehen: wie wir unsere eigenen Raumschiffe bauen und autonome Communitys im Weltall bilden werden.

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