Hackmeetings und Hacklabs. Aus: Tatiana Bazzichelli: "Networking. The Net as Artwork", Digital Aesthetics Research Center, 2008, S. 163-164
Hackmeetings (www.hackmeeting.org) haben ihren Ursprung im italienischen Underground-Netzwerk von HacktivistInnen und waren ein wichtiger Anlaufpunkt für den kollektiven Prozess italienischer Netzwerk-Aktivitäten, die in den 1980ern mit dem Aufbau von Amateur-Computernetzen und BBS begonnen haben. Das erste Hackmeeting entstand aufgrund eines anfänglichen Vorschlags des Isole nella Rete-Kollektivs und fand von 5.-7. Juni 1998 im CPA Sozialzentrum in Florenz statt, das zu dieser Zeit vor der Zwangsräumung stand.
Die Idee war es, Technologie als eine Plattform zu betrachten, die Momente des Teilens und Tauschens sowie Beziehungen zwischen Menschen ermöglicht, um möglichst viele AktivistInnen einzubinden, die bis dahin im Netz nur mit ihrem Spitznamen auftraten. Dies war ein wichtiger Moment der Sozialisierung, wie auch das Manifest des ersten Hackmeetings in Florenz 1998 zeigt, aber vor allem eine Möglichkeit der Weiterbildung und kritischen Reflexion. Es folgt das Einführungskommuniquée, das in italienischen und internationalen Mailinglisten zirkulierte, um die Initiative ins Rollen zu bringen:
Ein Hackmeeting. Das ist es, was vom 5. bis 7. Juni 1998 in Florenz in einem besetzten Sozialzentrum stattfinden wird, welches vor der Zwangsräumung steht. Ein Hackmeeting ist in Italien noch etwas Neues, anders als im Rest Europas oder in den USA. Aber was ist ein Hackmeeting eigentlich? Grundsätzlich ist es eine nicht-profitorientierte, selbstorganisierte soziale Veranstaltung. Ein Augenblick des intensiven Austauschs, bei dem sich eine Vielzahl von FanatikerInnen horizontaler Computertechnologie und Kommunikation um den Totem von Konnektivität und Hardware versammelt, um zu experimentieren und den sozialen, technischen und politischen Gebrauch von Modems und ähnlichen Geräten zu diskutieren. Wenn wir noch genauer sein wollen – oder einfach praktischer –, ist ein Hackmeeting ein dreitägiges Camp. Drei Tage voll mit selbstorganisierten, selbst-veranstalteten Seminaren, drei Tage mit 24-stündiger Konnektivität für jene, die ihren Computer mitbringen, drei Tage des Wettbewerbs, der Herausforderungen und der Spiele, die sich mit allem beschäftigen, was wir wissen oder mit dem wir spielen können. Drei Tage im Angesicht von Menschen, die einander bereits sehr gut kennen, aber nur in der Anonymität durch e Mail oder Chatrooms.
Das CPA (Centro Popolare Autogestito) in Südflorenz, ein enorm großes industrielles und zu einem Sozialzentrum umfunktioniertes Areal, wird Hack-IT ‘98 beherbergen. Dutzende Menschen, Kollektive, BBS, UserInnengruppen, SystemanalytikerInnen, WebmasterInnen, DatenschützerInnen und KämpferInnen für die Informationsfreiheit werden bei diesem Zusammentreffen dabei sein, um den Status quo der NetzwerkbürgerInnen zu erforschen.
Ein virtuelles Komitee, das über die hackmeeting@kyuzz.org-Mailingliste erreichbar ist, koordiniert die physische Organisation und das Veranstaltungsprogramm. Alle, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit anderen teilen wollen, sind eingeladen, an uns heranzutreten und ein Seminar, ein Meeting, eine Performance oder irgendwas anderes vorzuschlagen, das allen, die an Hack-IT ’98 teilnehmen, nützt. Alle, die bei der Organisation mitmachen wollen, sind dazu ebenfalls herzlich eingeladen.
Die Hackmeeting-OrganisatorInnen 1998
Content type | text
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Projects | Vergessene Zukunft - Radikale Netzkulturen in Europa World-Information Institute |
Date | 2012 |
Location | Vienna |