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Das ABC der Taktischen Medien

Taktische Medien sind das, was passiert, wenn die billigen „Do it yourself“- Medien – möglich gemacht durch die Revolution der Unterhaltungselektronik und neue Formen der Verbreitung (vom Zugang zu Kabel-TV bis hin zum Internet) – durch Gruppen und Individuen angeeignet werden, die sich von größeren kulturellen Zusammenhängen benachteiligt oder ausgeschlossen fühlen. Taktische Medien berichten nicht bloß über Ereignisse. Da sie nie unbeteiligt sind, nehmen sie immer daran teil, und dieses Beteiligtsein trennt sie mehr als alles andere von den Mainstream-Medien. Es ist eine klar erkennbare taktische Ethik und Ästhetik entstanden, die kulturellen Einfluss hat – von MTV bis zu aktueller Videokunst. Sie begann als schnelle, schmutzige Ästhetik, und obwohl sie bloß einen weiteren Stil darstellt (zumindest in ihrer Videokamera-Form), hat sie sich zu einem Symbol der 1990er entwickelt.

Taktische Medien sind Medien der Krise, der Kritik und der Opposition. Das ist sowohl die Quelle ihrer Macht („Zorn ist Energie“: John Lydon) als auch ihre Beschränkung. Ihre typischen HeldInnen sind: AktivistInnen, nomadische MedienkriegerInnen, Schlingel, HackerInnen, Street RapperInnen und Camkorder-Kamikaze. Sie sind die glücklichen Negative, immer auf der Suche nach einem Feind. Aber sobald der Feind benannt und besiegt wurde, sind es die taktischen PraktikerInnen, die ihrerseits in die Krise geraten. Dann ist es ein Leichtes, sich über sie (unabhängig von ihren tatsächlichen Errungenschaften) mit Schlagworten der Rechten („politisch korrekt“, „Opferkultur“, etc.) lustig zu machen. Auf theoretischer Ebene sind jedoch auch die Identitätspolitiken, Medienkritiken und die Theorien der Repräsentation, welche zur Grundlage eines Großteils der taktischen Medien im Westen wurden, in der Krise. Diese Denkweisen werden in weiten Kreisen als nörgelnde und repressive Überreste eines überkommenen Humanismus bewertet.

Zu glauben, dass Fragen der Repräsentation heute irrelevant seien, bedeutet auch, zu glauben, dass die realen Lebensaussichten von Gruppen und Individuen nicht mehr entscheidend durch die in einer Gesellschaft zirkulierenden Bilder bestimmt werden. Und die Tatsache, dass wir die Massenmedien nicht länger als die einzige und zentralisierte Quelle unserer Selbstdefinitionen ansehen, kann diese Probleme noch heikler machen, aber keinesfalls redundant.

Taktische Medien, eine qualifizierte Form des Humanismus. Ein nützliches Gegenmittel gegen beides, was Peter Lamborn Wilson als „die unwidersprochene Herrschaft des Geldes über Menschen“ beschrieb; aber auch ein Gegenmittel gegen neu entstehende Formen technokratischer Wissenschaftsgläubigkeit, die unter dem Banner des Post-Humanismus dazu neigen, Diskussionen über menschliche Bedürfnisse und soziale Aufnahmebedingungen zu unterbinden.

Was macht unsere Medien taktisch? In die „Kunst des Handelns“ analysierte Michel de Certeau die Populärkultur nicht als einen „Bereich von Texten und Artefakten, sondern vielmehr als eine Ansammlung von Praktiken oder Handlungen, die an Texten oder textähnlichen Strukturen vorgenommen werden“. Er verschob den Schwerpunkt seiner Analyse von Repräsentationen an sich hin zum „Gebrauch“ von Repräsentationen. In anderen Worten: Wie verwenden wir als KonsumentInnen die Texte und Artefakte, die uns umgeben? „Auf taktische Weise“, war de Certeaus Antwort. Dies war in der Tat wesentlich kreativer und rebellischer, als man es sich bis dahin vorstellen konnte. Er beschrieb den Prozess des Konsumierens als ein Set von Taktiken, mit deren Hilfe sich die Schwachen der Starken bedienen. Er beschrieb den/die rebellische/n Nutzer/in (ein Terminus, den er dem Wort „Konsument/in“ vorzog) als taktisch und den/ die überhebliche/n Produzierende/n (zu denen er AutorInnen, Lehrende, KuratorInnen und Revolutionäre zählte) als strategisch. Diese Dichotomie erlaubte ihm, ein Vokabular der Taktiken zu erschaffen, das so reichhaltig und komplex war, dass es einer distinktiven und wiedererkennbaren Ästhetik gleichkam. Eine existentielle Ästhetik. Eine Ästhetik der Wilderei, der Tricksereien, des Lesens, des Sprechens, des Herumschlenderns, des Kaufens, des Begehrens. Kluge Tricks, die List des Jägers, Manöver, polymorphe Situationen, freudige Entdeckungen, lyrisch wie kriegerisch.

Ein Bewusstsein für diese Dichotomie zwischen „taktisch“ und „strategisch“ half uns, eine Klasse von Produzierenden zu benennen, die sich in einzigartiger Weise dessen bewusst ist, welchen Wert diese temporären Umkehrungen im Fluss der Macht haben. Und statt diesen Rebellionen zu widerstehen, tun sie alles in ihrer Macht stehende, um sie noch zu verstärken. Und tatsächlich machen sie die Schaffung von Räumen, Kanälen und Plattformen für diese Umkehrungen zu einem zentralen Anliegen ihrer Praxis. Ihr (unser) Werk nannten wir taktische Medien.

Taktische Medien sind nie perfekt, immer im Werden, performativ und pragmatisch, in einen kontinuierlichen Prozess verwickelt, um die Voraussetzungen der Kanäle, in denen sie arbeiten, zu hinterfragen. Dies erfordert das Vertrauen, dass der Inhalt unversehrt überleben kann, wenn er von Interface zu Interface reist. Aber wir sollten nie vergessen, dass hybride Medien ihre Kehrseite, ihre Nemesis haben: das Mediale Gesamtkunstwerk. Das letzte Programm für das elektronische Bauhaus.

Es ist natürlich viel sicherer, an den klassischen Ritualen des Underground und der alternativen Szene festzuhalten. Aber taktische Medien basieren nun mal auf den Prinzipien der flexiblen Antwort, der Kooperation in verschiedenen Koalitionen und der Fähigkeit, sich zwischen den verschiedenen Entitäten innerhalb der riesigen Medienlandschaft zu bewegen, ohne ihre eigentliche Motivation preiszugeben. Taktische Medien können hedonistisch sein oder übertrieben euphorisch. Sogar Modehypes haben ihren Nutzen. Aber es ist vor allem die Mobilität, durch die sich taktische PraktikerInnen auszeichnen. Der Wunsch und die Fähigkeit, von einem Medium zum anderen zu springen oder diese zu verbinden und damit einen konstanten Nachschub von Mutanten und Hybriden zu erzeugen. Grenzen zu überschreiten, eine Vielzahl von Disziplinen zu verbinden und neu zu verkabeln und dabei immer jene Vorteile aus den freien Medienräumen ziehen, die aufgrund der Schnelligkeit technologischen Wandels und regulatorischer Unsicherheit erscheinen.

Obwohl taktische Medien alternative Medien beinhalten, sind wir nicht auf diese Kategorie beschränkt. Wir führten den Begriff „taktisch“ ein, um die rigiden Dichotomien, die das Denken in diesem Bereich so lange eingeschränkt haben, zu stören und zu überwinden – Dichotomien wie „amateurhaft versus professionell“, „alternativ versus mainstream“ und sogar „privat versus öffentlich“.

Unsere Hybridformen sind immer nur provisorisch. Was zählt sind die temporären Verbindungen, die eingegangen werden können. Hier und jetzt, nicht irgendeine Vaporware, die für die Zukunft angekündigt ist, sondern etwas, das wir schon jetzt mit den vorhandenen Medien tun können. Hier in Amsterdam haben wir Zugang zum lokalen Fernsehen, zu den digitalen Städten und Festungen der neuen und alten Medien. Andernorts kann es das Theater sein, Straßendemonstrationen, experimenteller Film, Literatur oder Fotografie.

Die Mobilität der taktischen Medien verbindet sie mit einer wesentlich breiteren Bewegung migrantischer Kultur. Unterstützt von den VerfechterInnen dessen, was Nie Ascherson als die stimulierende Pseudowissenschaft des Nomadismus bezeichnet hat. „Die menschliche Spezies sagt, dass ihre VertreterInnen gerade in eine neue Epoche der Bewegung und Migration eintritt. Während früher das sesshafte Bauern- und Bürgertum die Subjekte der Geschichte waren, sind es jetzt die MigrantInnen, die Flüchtlinge, die GastarbeiterInnen, die AsylwerberInnen, die urbanen Obdachlosen.“

Ein gutes Beispiel des Taktischen kann in der Arbeit des polnischen Künstlers Krzystof Wodiczko gesehen werden, der zeigt, „wie Horden von Vertriebenen heute den öffentlichen Raum der städtischen Plätze, Parks oder Bahnhöfe belagern, die von einer triumphierenden Mittelklasse gebaut worden sind, um den Sieg ihrer politischen Rechte und wirtschaftlichen Freiheiten zu feiern.“ Wodiczko sieht in diesen besetzten Orte neue Agoras, die für die Agitation genutzt werden sollten: „Der/die Künstler/ in muss lernen, als nomadische/r Sophist/in in einer migrantischen Polis zu agieren.“

Wie andere migrantische MedientaktikerInnen hat Wodiczko jene Techniken studiert, durch welche die Schwachen stärker werden als ihr Gegenüber, indem sie sich zerstreuen, zentrumslos werden, sich schnell durch physische, mediale und virtuelle Landschaften bewegen. „Die Gejagten müssen Wege finden, selbst zu Jagenden zu werden.“

Aber das Kapital wird zur gleichen Zeit radikal entterritorialisiert. Deswegen sind wir gerne in einem Gebäude wie De Waag angesiedelt, einer alten Festung im Zentrum von Amsterdam. Wir akzeptieren glücklich das Paradox der „Zentren“ der taktischen Medien.

Ebenso wie Luftschlösser, benötigen wir Festungen aus Ziegeln und Mörtel, damit wir uns gegen eine Welt des ungezügelten nomadischen Kapitals zur Wehr setzen können. Räume, um zu planen und nicht bloß zu improvisieren, und die Möglichkeit, Kapital aus erworbenen Vorteilen zu schlagen, war immer schon das Feld der „strategischen“ Medien. Als flexible MedientaktikerInnen, die sich nicht vor der Macht fürchten, übernehmen wir gerne diese Vorgehensweise für uns selbst.

Alle paar Jahre veranstalten wir eine Next 5 Minutes-Konferenz über taktische Medien aus der ganzen Welt. Endlich haben wir auch eine Basis (De Waag) und hoffen, dass wir uns hier für längere Zeit einrichten und konsolidieren können. Wir sehen dieses Gebäude als Ort, wo regelmäßig Veranstaltungen und Meetings geplant sind, wie z. B. die nächste Next 5 Minutes-Konferenz im Januar 1999. Diese als auch die ihr vorausgehende Diskussion sehen wir als Teil jener Bewegung, die einen Gegensatz zu dem bilden will, was Peter Lamborn Wilson „die unwidersprochene Herrschaft des Geldes über Menschen“ nennt.

(Dieses Manifest wurde für die Webseite des Tactical Media Network geschrieben, welche von De Waag betrieben wird: www.waag.org/tmn.)

Date sent: Mon, 29 Jul 1996 08:27:46 -0700 (PDT) To: nettime-l@Desk.nl From: jodi@jodi.org (jodi) Subject: nettime: *yeeha!

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Projects Vergessene Zukunft - Radikale Netzkulturen in Europa
World-Information Institute
Date 2012

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