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Schütze deine Rechte. Erstes vorläufiges Programm des Pirate Cinema Berlin

Das Einzige, was wir von der Berlinale gesehen haben, war eine am Hackeschen Markt geparkte dunkle Limousine mit der Aufschrift „Cinema for Peace“. Was natürlich gelogen ist, denn seit der Verbindung von Computern mit dem Internet ist das Kino - ausser einigen völlig marginalen Kinos - ja Kino für den Krieg. Dieser „Krieg gegen Piraterie“ ist zuallererst ein Krieg gegen die eigene Kundschaft und wird als solcher auch beworben.

Das Einzige, was wir von der Berlinale gesehen haben, war eine am Hackeschen Markt geparkte dunkle Limousine mit der Aufschrift „Cinema for Peace“. Was natürlich gelogen ist, denn seit der Verbindung von Computern mit dem Internet ist das Kino - ausser einigen völlig marginalen Kinos - ja Kino für den Krieg. Dieser „Krieg gegen Piraterie“ ist zuallererst ein Krieg gegen die eigene Kundschaft und wird als solcher auch beworben. Sich selbst von hinten, entweder, „Raubkopierer sind Verbrecher“, nach der Verhaftung in Handschellen oder, „hart aber gerecht“, kurz vor der Vergewaltigung durch zwei Mitgefangene, sieht jeder,der ein Kino oder eine Videothek betritt, und zusätzlich noch mit einer mobilen Gefängniszelle auf Werbetour zu gehen, ist eine Marketingidee, die selbst der Waffenindustrie noch nicht gekommen ist.

Dann ist der „Krieg gegen Piraterie“ auch ein Krieg gegen die eigenen Angestellten, diese angebliche Arbeiterklasse des „Geistigen Eigentums“, verkörpert durch den Tonin- genieur, der seine Krankenversicherung, oder die Kameraassistentin, die die Raten ihrer für das Studium aufgenommenen Kredite nicht bezahlen kann, und das nicht etwa, weil ihnen das Eigentum an den Produktionsmitteln vorenthalten wird, die weltweite Standortkonkurrenz ihr Einkommen drückt oder Versicherungs- und Kreditwesen aus ihrer Verschuldung ein Geschäft gemacht haben, sondern einzig und allein - die Ideologiekritik würde an dieser Stelle den Begriff der Traumfabrik bemühen - wegen der Verbindung von Computern mit dem Internet. Vor allem aber ist der „Krieg gegen Piraterie“ ein Krieg gegen die Revolution: die französische, die eine Generalisierung der individuellen Rechte, und die digitale, die eine Generalisierung des individuellen Datenaustauschs durchgesetzt hat. Was das Kino - mit Ausnahme des französischen und des digitalen - durchsetzen will, ist die Rücknahme dieser Rechte und die Rücknahme des Tauschs. Ein Verbrecher ist seitdem nicht nur, wer den Kopierschutz einer DVD umgeht oder eine Videokamera mit ins Kino nimmt - auf beides stehen in den USA mittlerweile Gefängnisstrafen, die die für Totschlag übertreffen - sondern jeder, der auf der technologischen Basisbanalität beharrt, dass digitale Daten sich kopieren lassen und alles, was zu sehen ist, auch reproduziert werden kann.

Doch statt, was einfach wäre, auf die Bilder zu verzichten, zeigt uns das Kino seine vermeintlichen Rechte: generalisierte Copyrights, die nie mehr erlöschen und die es, statt bloss wahrzunehmen, digital zu managen droht. Denn die Enteignung der Leute, so der Traum des Kinos, muss, um irreversibel zu bleiben, nicht nur juristisch vollzogen, sondern technisch implementiert werden - ein Krieg, den Orwell sich nicht einmal im Ansatz und sogar Kafka sich nur zur Hälfe hat vorstellen können, und von dem noch die geringste Ahnung im Nebel von Public Relations und Fahrbereitschaften (es war übrigens ein Phaeton: die einzige Luxuslimousine der Welt, die nach einem Sohn benannt ist, der Vaters Wagen zu Schrott gefahren hat) zu zerstreuen das Programm der Berlinale ist. Das Kino des 21. Jahrhunderts ist so sehr „für den Frieden“ wie die Drogenfahndung oder die Antiterrorpolizei, und das „Pirate Cinema“ betreiben wir, um vor diesem Kino unsere Rechte zu schützen.

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